Heute möchte ich mich einem Supply-Chain Tool beschäftigen. In diesem Fall wird es CPFR (Collaborative Planning Forecasting and Replenishment) sein. Ich gehe zudem auf ECR (Efficient Consumer Response) ein welches quasi als Vorgänger betrachtet werden kann.
1.CPFR
CPFR kann als Weiterentwicklung zu verschiedenen Konzepten angesehen werden. So ist eine Betrachtung von CPRF auf ERP (Enterprise Resource Planning),SCM (Supply-Chain-Management), CM (Change Management), VMI (Vendor Managed Inventory) sowie ECR (Efficient Consumer Response) Basis möglich. Die Einführung aller Konzepte würde aber den Umfang dieses Artikels sprengen. Ich werde mich damit ein anderes Mal beschäftigen. So wird nur das wichtigste Konzept kurz erläutert, um die Herkunft von CPFR besser einordnen zu können. So gilt für Schröder, Direktor für Customer Logistics Management von Procter & Gamble Europe, CPFR als „konsequente und damit komplexere Weiterentwicklung von ECR. … CPFR erfordert eine hohe Vertrauensbasis und den gemeinsamen Willen, Daten nicht nur auszutauschen, sondern die Verbesserung der Datenqualität zu messen.“
1.1 ECR
ECR ist prozessorientiert und fordert zur ganzheitlichen Optimierung auf. ECR bedeutet so viel wie „effiziente Reaktion auf die Kundennachfrage“. Wenn man den Begriff dabei noch in Consumer und Efficient Response unterteilt, erkennt man bereits zwei wesentliche Gestaltungsansätze.
So steht Consumer für die Konsumentenorientierung, welche grundlegend für das ECR Konzept ist. „Die bessere und effizientere Befriedigung von Kundenbedürfnissen ist dabei die entscheidende Maßgabe jedes Handelns.“ Das wird zum Beispiel durch ein optimiertes Preis-Leistungs-Verhältnis aus Konsumentensicht erreicht.
Efficient Response steht hingegen für Wertschöpfungsorientierung.
Ausgehend von der Wertschöpfungskette von Porter müssen alle Elemente analysiert werden.
Wertekette nach Porter
Ist ein Element nicht wertschöpfend, sollen die Aktivitäten reduziert oder eingestellt werden. So kommt es auch unternehmensübergreifend zu Kostensenkungen, die effizienzsteigernd wirken. Doch sollen nicht nur die nicht wertschöpfenden Aktivitäten reduziert, sondern auch die wertschöpfenden gestärkt werden. So führen beispielsweise kundenorientierte Sortimente zu mehr Umsatz.
1.3 CPFR im Detail
Wie bereits erwähnt, ist CPFR eine Weiterentwicklung von verschiedenen Konzepten, insbesondere von ECR. Um CPFR kurz zusammenzufassen, ist es ein SCM Konzept, welches eine verbesserte Auftragserzeugung, Auftragsprognose sowie Absatzprognose durch intensive Vernetzung von mehreren in Beziehung stehenden Unternehmen zum Ziel hat.
Das wird zum Einen durch die Offenlegung von eigenen und fremden Lagerbeständen, Verbrauchs- und Produktionsdaten, als auch zum Anderen durch gemeinsame Analysen des Absatzmarktes, erreicht.
Dadurch entstehen für jedes Unternehmen Wettbewerbsvorteile, die untereinander gerecht geteilt werden. Dazu gehören Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen durch kollaborative Prognosen.
CPFR wurde durch die Organisation VICS (Voluntary Interindustry Commerce Standard) 1998 erstmalig definiert.
Die Implementierung von CPFR wird durch einen neunstufigen CPFR-Planungsprozess gewährleistet. So wird in der ersten Phase der Planungsprozess (Schritt 1 und 2), in der zweiten Phase der Prognoseprozess (Schritt 3 bis 8 ) und in der dritten Phase der Bestellprozess (Schritt 9) beschrieben. Die folgende Abbildung stammt aus dem Prozessvorschlag der VICS.
CPFR Process Model
Schritt 1: Entwicklung einer Kooperationsvereinbarung (Planning)
Im ersten Schritt werden die Erwartungen, Zielsetzungen, Aktivitäten sowie Ressourcen durch Richtlinien und Regeln festgelegt. Dazu gehören:
1. CPFR-Mission Statement
In dem Mission Statement wird eine gemeinsame Basis zur Kooperation, zum Vertrauen und zur Bereitstellung von Ressourcen geregelt.
2. CPFR-Ziele und Aufgaben
Ziele und Aufgaben werden definiert. Dazu gehören auch Werkzeuge zur Erfolgsmessung.
3. Kompetenz- und Ressourcenidentifizierung
Regelung der Kompetenzen aller beteiligter Parteien. Auch die Prüfung auf mögliches Fehlen von Kompetenzen wird vollzogen.
4. Definition von Kooperationspunkten
Definition der für die Kompetenzen zuständigen Abteilungen und Schnittpunkte.
5. Notwendigkeit von Datenaustausch
Festlegung von Informationsbedarf. Dazu gehört die Häufigkeit oder auch die maximale Reaktionszeit
6. Verbindlichkeit von Bestell- und Lieferzusagen
Klärung der Verbindlichkeit insbesondere der Prozessphase.
7. Ressourcenallokation
Die Beteiligung der einzelnen Partner am CPFR-Prozess wird geregelt. Wie viele Ressourcen, z.B. Mitarbeiter, werden von Unternehmen A und Unternehmen B eingebracht.
8. Lösung von Partnerdifferenzen im CPFR-Prozess
Sollten Unstimmigkeiten auftauchen, sind hier Konfliktlösungsmaßnahmen, wie z.B. Mediation, genannt.
9. Regelmäßige Evaluierung der CPFR-Vereinbarung
Die regelmäßige Auswertung der CPFR-Vereinbarung, wie auch das Benchmarking wird hier festgelegt.
10. Die Beschlussfassung der Kooperationsvereinbarung
Die Kooperationsvereinbarung ist nun eine bindende Richtlinie für alle Beteiligten.
Schritt 2: Erarbeitung eines gemeinsamen Geschäftsplans (Planning)
Unter der Berücksichtigung der Unternehmensstrategien der einzelnen Beteiligten, wird ein gemeinsamer Geschäftsplan erstellt. Er enthält minimale und maximale Bestellmengen, Vorlaufzeiten, Durchlaufzeiten, Anlieferungsintervalle, etc. .
Schritt 3: Ermittlung einer Verkaufsprognose (Forecasting)
Die Basis für die Verkaufsprognose erfolgt meist durch den Kunden selbst. Er hat durch Promotionsplanungen oder auch Vergangenheitswerte den besten Überblick. Durch diese Verkaufsprognose kann ein höherer Detaillierungsgrad, als in Schritt 2 erreicht werden.
Schritt 4: Identifizierung von Abweichungen der Verkaufsprognose (Forecasting)
Abweichungen können z.B. saisonale Produkte wie Mandarinen sein.
Schritt 5: Aktualisierung der gemeinsamen Verkaufsprognose (Forecasting)
Die Abweichungen der Verkaufsprognose werden gemeinsam bearbeitet und geklärt. Jede Änderung erzeugt eine neue Verkaufsprognose. Dies erhöht die Zuverlässigkeit der Bestellungen.
Schritt 6: Erstellung einer Bestellprognose (Forecasting)
In diesem Schritt werden die individuellen Bestandsstrategien der Beteiligten verknüpft, um eine spezifische Bestellprognose zu generieren. Diese wird nach kurzfristigen oder mittelfristigen Vorhersagen geordnet, um den Vorlauf der Produkte mit einzubeziehen.
Schritt 7: Identifizierung von Abweichungen in der Bestellprognose (Forecasting)
Dieser Schritt ist Schritt 4 ähnlich. Alle Produkte sind zu identifizieren, die Abweichungen zu den vorigen gesetzten Annahmen besitzen.
Schritt 8:Aktualisierung der gemeinsamen Bestellprognose (Forecasting)
Dieser Schritt ist Schritt 5 ähnlich. Die Abweichungen der Bestellprognose sollen gemeinsam bearbeitet und geklärt werden. Jede Änderung erzeugt eine neue Bestellprognose. Dies erhöht die Zuverlässigkeit der Bestellungen.
Schritt 9: Auslösung der Bestellung (Replenishment)
Aus der Bestellprognose wird eine Bestellung. Dieser Schritt kann durch den Hersteller oder durch den Händler durchgeführt werden. Meist übernimmt der Beteiligte, der die höhere Kompetenz in der Prozessabwicklung hat.
2. Pro/Contra CPFR
Abschließend lassen sich folgende Vor- und Nachteile von CPFR erkennen.
Pro:
- Prognose-Diskrepanzen werden reduziert
- die Produktverfügbarkeit steigt
- die Produktionsplanung wird verbessert
- Lagerbestände werden minimiert
Daraus folgt, dass sich CPFR besonders dafür eignet, Out-of-Stock Situationen zu vermeiden, schwankende Bedarfe besser zu managen sowie den Bullwip Effekt zu minimieren.
Contra:
- hohe Investitionskosten
- die Weitergabe von sensiblen Daten
- der nötige Aufwand zur Umsetzung aller 9 Schritte
- hohes Maß an Vertrauen in die Partner notwendig
- kurze Produktionszyklen sind oft nicht möglich
Dadurch ist CPFR keine Universallösung für jedes Unternehmen.
Tags: Consumer, CPFR, ECR, Forecasting, Porter, Replenishment, Response
ich wäre gerne eine Feeeeeee
Danke für diese super Zusammenfassung der Funktionen und Phasen von CPFR !!
Amazing… thanks for this summary, great work. Fantastic. Make cpfr great again