How-to-Xing als Transport- und Logistikunternehmen
Herr Kaiser ist Vertriebsdirektor. Zumindest nach Meinung von XING. Im eigenen Unternehmen ist er unbekannt. Auf der automatisch erstellten Unternehmensseite fasst XING alle Mitarbeiter mit ähnlicher Unternehmensbezeichnung zusammen. Es geht also nicht mehr darum ob, sondern wie Unternehmen in XING auftreten.
Allein in Deutschland listet XING 72.359 Unternehmen auf. Die meisten davon unfreiwillig, erkennbar daran, dass der Reiter „Über diese Firma“ nicht freigeschaltet ist. Denn XING erstellt Unternehmensprofile automatisch anhand der Profile seiner rund 10,8 Millionen Mitglieder.
Viele sind schon drin
Jede Firma kann ihr bestehendes Profil bearbeiten, ergänzen und damit zu einem kostenfreien Basisprofil aufwerten. Doch das nutzen nur wenige. Von den über 70.000 deutschen Unternehmen haben gerade 1.955 das Basisprofil mit den Optionen Firmenbeschreibung und Mitarbeiterliste freigeschaltet. Weitere 99 Firmen hoffen mit einem Standardprofil auf mehr Sichtbarkeit durch Suchbegriffe und die Präsentation von Ansprechpartnern. Laut Suchfunktion leisten sich nur 19 der deutschen Unternehmen das volle Paket Plus für 129 Euro im Monat mit individuellem Design, Firmennews mit Abofunktion und einer einsehbaren Abonnentenliste.
Logistikleuchtturm Hermes
Wie sich ein Profil Plus mit allen Finessen gestalten lässt, zeigt Hermes. Der Expresslogistiker positioniert sich über eine gestaltete Kopfgrafik mit einem freundlichen Willkommen als größter postunabhängiger Logistiker Deutschlands. Im Rahmen des Pluspakets nutzt das Unternehmen die Firmenupdates, die derzeit 180 eingetragene Abonennten als Neuigkeiten zugestellt bekommen. Unter der Rubrik „Über diese Firma“ informiert Hermes über Zielgruppe, Tätigkeit, Größe, Strategie und Qualität der Dienstleistung. Eine automatisch aus den Profildaten der Mitglieder generierte Mitarbeiterstatistik zeichnet ein Bild zu Firmenzugehörigkeit, Alterstruktur oder Funktionslevel. Wichtige Repräsentanten wie Unternehmenssprecher, Personalreferentin oder Key Accounter stellen sich unter dem Reiter Ansprechpartner vor. Ein vorbildlich ausgefülltes Profil, bei dem der Klick auf die Option „Firma weiterempfehlen“ leicht fällt.
In einer Viertelstunde zum Basisprofil
Unter dem Reiter „Unternehmen“ lässt sich ein kostenfreies Basisprofil mit wenigen Klicks freischalten oder anlegen. Notwendig für einen ordentlichen Auftritt ist eine Kurzbeschreibung mit max. 150 Zeichen, ein Logo als Grafikdatei und Kontaktdaten sowie die Einordnung des Unternehmens nach Branche, Organisationstyp und Firmengröße. Für das eigentliche Firmenprofil stehen 6.000 Zeichen zur Verfügung, die sich leider nicht durch Formatierungen oder Aufzählungszeichen leserfreundlich gestalten lassen. Mit einem Mausklick kann das gesamte Profil für Suchmaschinen freigegeben werden. Zudem steht für ein XING-Icon auf der eigenen Website ein HTML-Code zur Verfügung. Liegen die entsprechenden Textbausteine vor, ist das Profil in maximal 10 bis 15 Minuten Arbeitszeit erstellt.
Kommunikation wider Willen?
Nicht alle Unternehmen tolerieren die kostenfreie aber ungefragte Aufnahme ihrer Firma in das soziale Netzwerk. Manche stellen sich die Frage wie das „Zwangsprofil“ gelöscht werden kann. Damit setzte sich Rechtsanwalt Dr. Carsten Ulbricht, von der Kanzlei Diem & Partner in Stuttgart auseinander und zog am 17. Mai 2011 auf der Seite www.rechtzweinull.de folgendes Fazit aus den jüngsten Urteilen des Landesgerichts Nürnberg: „Unternehmen können nur unter engen Grenzen gegen solche Unternehmensprofile vorgehen. Wie die Ausführungen des LG Nürnberg zeigen, sind Unterlassungsansprüche gegen solche „Zwangsprofile“ bei Vorliegen der skizzierten Voraussetzungen nicht ausgeschlossen. Vor solchen gerichtlichen Maßnahmen sollte aber in jedem Fall außergerichtlich mit der Plattform Kontakt aufgenommen werden, um eine vergleichsweise Lösung zu erzielen.“
Leichterer Weg mit Nutzen
Leichter ist es mit wenigen Klicks und einem Mindestmaß an Information für einen ordentlichen Unternehmensauftritt zu sorgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kunden, Mitarbeiter und Partner dem Unternehmen die Bude einrennen ist nicht sonderlich hoch. Doch mit einem ordentlichen XING Profil können potenzielle Mitarbeiter, Partner und Kunden Kontakt aufnehmen und das Mindestmaß an ordentlichem Aussenauftritt ist gesichert. Dafür geht die Firmenleitung am besten mit gutem Beispiel voran. Zu einem ordentlich ausgefüllten Profil gehört ein gutes Bild, die vollständige Firmierung und eine klare Angabe zur Positionierung des Unternehmens. Und an diesen Inhalten orientieren sich die Mitarbeiter in Form und Informationstiefe.
Klare Richtlinien dämmen Risiken ein
Neben der businessorientierten Plattform XING erreichen auch andere Social Media Plattformen wie Facebook und Twitter die Transport- und Logistikwelt. Noch ist es wie in anderen Branchen nicht unbedingt notwendig den Zeitfressern mit Richtlinien oder gar gesperrten Zugängen am Arbeitsplatz einen Riegel vorzuschieben. Das wäre auch die falsche Strategie, denn um das Ausplaudern von Firmeninterna zu verhindern, sind klare Leitfäden für den Umgang mit neuen Medien der bessere Weg. Denn es lässt sich nicht verhindern, dass sich Arbeitnehmer ausserhalb ihrer Arbeitszeit über das Unternehmen äussern. Was früher in der Kneipe, beim Bäcker oder im Bus auf dem Weg zur Arbeit stattfand, verschiebt sich heute zunehmend ins Netz. Mit einer klaren Strategie und bewusster Medienkompetenz ist zumindest in XING sichergestellt, dass nicht zufällig ein Herr Kaiser als unbekannter Vertriebsdirektor für das Unternehmen auftritt.
Vielen Dank an Gisela Blaas, Geschäftsführerin von COM.SENSE. Unternehmergesellschaft
für Kommunikationsberatung, für diesen Gastbeitrag! http://www.comsense.de/
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